Literatur: Gedanken, Geschichten, Romane

Mord in ... Sainte-Maxime

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Peter Baumgartner
Mord in ... Sainte-Maxime
Ein Auftrag für Philippe Baumann
Kartonierter Einband / PoD
Erzählende Literatur
CHF 11.90 / 8,99 €
120 Seiten

Leseprobe

Philippe Baumann ist pensionierter Polizist und er wollte sich in seinem dritten Lebensabschnitt voll und ganz dem Schreiben zuwenden. Geschichten schreiben war seine Leidenschaft, und er erhoffte sich natürlich, mit seinem Tun ein kleines ‘Zu-Geld’ verdienen zu können. Er war überzeugt davon, dass seine Stories, auch wenn er sie bewusst fiktional abfasste, eine breite Leserschaft ansprechen würden, jedoch sahen die angeschriebenen Verlagshäuser dies anders.

Samt und sonders erhielt er, wenn überhaupt, negativen Bescheid, und das Interesse an seinen Büchern war nirgends. Philippe war ernüchtert ob dieser Tatsache und er überlegte sich ernsthaft, das Ganze an den Nagel zu hängen. Dann aber sagte er sich wieder, dass er ja zu seinem Vergnügen schreibe und schon bald griff er von Neuem in die Tasten. Dieses Mal sollte es noch besser werden; so seine Gedanken.

Und noch während er diesen nachhing, meldete sich eine Mailnachricht auf seinem Handy. Die Adresse kannte er nicht und er überlegte sich, ob er die Nachricht sogleich löschen sollte, hörte man heutzutage doch oft, dass mittels E-Mail 'Phishing' betrieben werde und dies unliebsame Konsequenzen haben könnte. Auch mutete die Adresse doch recht eigenartig an:

ADK-NEW Verlag GmbH

Nach nochmaligem Überlegen öffnete Philippe dann doch die Zuschrift und erkannte, was die Abkürzung bedeutete: ADK-NEW steht für «Aus dem/der kann noch etwas werden», und Philippe musste laut lachen.

Philippe überflog die Nachricht kurz, legte dann allerdings sein Smartphone zur Seite und wollte sich lieber wieder seiner Alltagsbeschäftigung zuwenden. Und diese bestand darin, mit seinem Hund mit Namen Enrico spazieren zu gehen.

Philippe bewohnt mit seiner Frau Deborah ein einfaches Eckeinfamilienhaus in der Nähe von Bern. Dort wohnen die beiden schon seit bald 30 Jahren und sie fühlen sich dort auch recht wohl. Das Haus verfügt über einen ansprechenden Garten, womit auch Enrico – ein Mischlingshund, herstammend aus einer Beziehung zwischen einer Golden Retriever Dame und einem Flat-Coated Retriever Herrn – voll und ganz auf seine Rechnung kommt.

Deborah und Philippe sind Eltern von zwei erwachsenen Söhnen, Rouven und Marvin. Alle vier sind einander nach wie vor sehr zugetan, womit es jedes Mal eine Freude ist, wenn die Familie gemeinsam am Tisch sitzt, sich gegenseitig austauscht und die Mahlzeiten geniessen darf.

Philippe und Deborah heissen mit Nachnamen Baumann, und es verbindet sie eine enge Freundschaft mit einem Ehepaar namens Picard. Bernard und Isabelle Picard leben in Südfrankreich und dort im Städtchen Sainte-Maxime. Sie sind in Besitz eines wunderschönen Hauses mit freier Sicht aufs Mittelmeer. Das Haus ist zwar etwas in die Jahre gekommen, jedoch entschädigt der Ausblick und der Garten alles Ungemach, welches ein Haus halt so mit sich bringen kann: Die Fenster sollten ersetzt werden, das Dach ist auch nicht mehr so dicht wie es auch schon einmal war und auch die Heizung hatte schon bessere Zeiten gekannt. – Aber was soll’s. Eins nach dem andern: so die Einstellung von Isabelle und Bernard. Beide sind im Übrigen Eltern von zwei erwachsenen Töchtern, Michelle und Danielle, und der dritte im Bund ist ‘Dissan’, ein Berger-Picard (!) oder französischer Schäferhund.

Beide Ehepaare verstehen sich äusserst gut und so wird jede Gelegenheit genutzt um sich zu treffen und sich gegenseitig auszutauschen. Die letzte Zusammenkunft liegt allerdings schon einiges zurück, und so sollte es nicht mehr allzu lange dauern, um sich wieder einmal zu sehen und sei dies auch nur mittels Skype.

Heute nun aber wollte Philippe mit Enrico einen ausgedehnteren Spaziergang machen und er zog sich dem Wetter entsprechend an. Es war saukalt, und Philippe musste sich warm anziehen. Mütze und Handschuhe durften nicht fehlen, und die wärmste Jacke im Schrank musste ihren Zweck erfüllen. Enrico waren die Temperaturen egal. Sein dichtes Fell schützte ihn nicht nur vor der Kälte, sondern auch vor der Nässe; es schneite nämlich und dies mit einer Heftigkeit, wie es nur selten vorkam. Ein eigentlicher Schneesturm suchte die Gegend heim. Nichtsdestotrotz wollten die beiden sich der Heraus-forderung stellen und sie verliessen das Haus.

Philippe bereute seinen Entscheid allerdings schon nach kurzer Zeit und so signalisierte er seinem Hund umzukehren um nach Hause zu gehen. Enrico, der eigentlich recht gut gehorchte, stellte sich allerdings auf taub und genoss den Schnee mit allen Sinnen: Da mussten ‘Engelsgeschöpfe’ in die weisse Pracht gezaubert, Markierspuren hinterlassen und andere Artgenossen – und seien dies auch nur Schneehasen – aufgestöbert werden. Auf jeden Fall war für ihn die Zeit noch lange nicht gekommen, schon wieder umzudrehen; viel zu schön war es für ihn, sein Lieblingswetter voll und ganz zu geniessen.

Philippe wurde langsam ungeduldig und seine Stimme wurde auch deutlich lauter. Aber auch das beeindruckte Enrico im Moment ganz und gar nicht. Solch leckeren Schnee hatte er schon lange nicht mehr gefressen und das wollte er sich nicht nehmen lassen. – «Du bekommst ja einen ganz kalten Bauch», so die mahnenden Worte von Philippe, jedoch liess sich Enrico nicht davon abhalten, abermals herzhaft in die weisse Pracht zu beissen. Nach elendiglich langen Minuten bequemte er sich dann doch, seinem Herrchen zu folgen und den Rückweg unter die Pfoten zu nehmen. Aber auch auf dem Heimweg musste noch das eine oder andere sondiert und richtig eingeordnet werden, damit er zufrieden und vielleicht auch mit einer gewissen Genugtuung (?) seinen Spaziergang beenden konnte.

«Wer geht da eigentlich mit wem spazieren?», dachte Philippe laut und er war sich nicht mehr so ganz sicher, wer hier ‘Ross und wer Reiter’ war.

Zuhause angekommen sorgte Deborah dafür, dass sich Enrico nicht erkälten würde und sie trocknete sein nasses Fell mit einem flauschigen Frottiertuch. Philippe musste selber schauen, wie er wieder zu einer annehmbaren Wärme kam. – Hund müsste man sein, ging ihm leise durch den Kopf. Immerhin hatte Deborah die Güte, ihm einen wärmenden Tee zuzubereiten und sie wollte für das Nachtessen besorgt sein. Es sollte ein feines Käsefondue mit gewürfeltem frischem Brot geben.

Das Essen mundete vorzüglich, und Philippe erzählte Deborah von der E-Mail, welche er am Nachmittag erhalten hatte. «Und, hast du sie schon gelesen?», so die neugierige Frage von Deborah. «Nein, noch nicht richtig. Warte ich lese sie dir vor.»

p.b.@gmail.com

Sehr geehrter Herr Baumann
Gerne kommen wir auf Sie zu. Wir sind aufgrund Ihrer Übersendungen an die DNB in Leipzig auf Sie aufmerksam geworden und möchten Sie gerne näher kennenlernen. Ihre Bücher unter dem Titel «0060 – mit der Lizenz zum Altern» sprechen uns an, und wir könnten uns gut vorstellen, diese – vielleicht in einer gewissen abgeänderten Form – in unseren Verlag aufzunehmen. Unser Interesse gilt dabei auch Ihrer kritischen Haltung in Bezug auf die Revision der StPO in der Schweiz und die Konsequenzen hiervon. – Sie haben in Ihren Büchern mehrfach darauf hingewiesen. Wir könnten uns vorstellen, dies als Aufhänger für Ihr Schaffen zu machen und gezielt immer wieder darauf hinzuweisen. Um dies bewerk-stelligen zu können, bedürfte es allerdings einer umfassenden Einleitung, welche an das Thema heranführt. Hierfür müsste von Ihrer Seite etwas ausgeholt werden.

Sollten Sie an unserem Vorschlag interessiert sein, so bitte ich Sie, sich mit uns in Verbindung zu setzen; sei dies telefonisch oder schriftlich. Unsere Kontaktdaten finden Sie untenstehend.

Mit freundlichen Grüssen

ADK-NEW Verlag GmbH
Verlagsleitung
Isidor Habersack

Allgemeiner Kontakt:
Telefon: +49 (0)61 09 .. ..-.
Fax:+49 (0).. .. .. ..-..
E-Mail: info@adk-new.de
Postanschrift
ADK-NEW Verlag GmbH
...
60311 Frankfurt am Main


«Das tönt aber speziell. Und wie willst du darauf reagieren?», so die zurückhaltende Frage von Deborah. «Das weiss ich auch noch nicht so genau. Aber vielleicht sollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Wer weiss: Vielleicht wird doch noch etwas aus mir.» Und Philippe musste abermals herzhaft lachen.


Der Winter war auch in Südfrankreich sehr streng und eisiger Frost machte der Vegetation zu schaffen. Die Palmen sahen ob dem Dauerfrost traurig aus, und es galt zu befürchten, dass sie Schaden nehmen würden. Solch kalte Temperaturen mussten sie in den vergangenen Jahren nie durchstehen. Auch andere Pflanzen wie etwa Oleander, Hortensien, wilde Orchideen oder Hibiskus werden ebenfalls unter der Kälte zu leiden haben. Selbst für Kakteen dürfte das Wetter eine Herausforderung sein, hatte es zuvor doch über Tage hinweg geregnet und so viel Nässe steht ihnen nicht gut an. Letztlich gilt zu befürchten, dass selbst der Lavendel mit seinem lieblichen Duft Mühe haben wird, die Landschaft im Frühsommer mit der unvergleichlichen Farbenpracht wieder zu verzaubern.

Die Bewohner von Sainte-Maxime verbrachten die kalten Tage zumeist zuhause und versuchten ihr Haus oder ihre Wohnung so gut wie möglich warm zu halten. Touristen waren kaum anzutreffen und auf den Strassen schon gar nicht auszumachen. Wenn überhaupt, so hielten sie sich in einem Bistro oder Restaurant auf und genossen dort ein wärmendes Getränk. Glühwein – auch in der schwedischen Variante unter dem Namen ‘Glögg’ mit einem guten Schluck Wodka (ein Viertel!) «angereichert» war heissbegehrt; oder dann heisse Schokolade mit Baileys «verfeinert» war ebenfalls ein beliebtes Getränke. Die Einheimischen bevorzugten zumeist einen heissen Apfelpunsch – auch Hot Mulled Apple Cider genannt – und sie «verstärkten» ihn mit einem kräftigen Schuss Calvados.

Auch Bernard und Isabelle gönnten sich ein feines Getränk. Sie waren im Beisein von Désirée, der Schwester von Isabelle, und ihrem neuen Freund Francesco. Désirée lebt und arbeitet in Paris und sie wollte die Gelegenheit nutzen, ihre Schwester und ihren Mann wieder einmal zu besuchen. Beide, Désirée und Isabelle, sind einander nach wie vor sehr verbunden und sie freuen sich jedes Mal, wenn sie sich wieder einmal treffen können. Dieses Mal wollte Désirée zusammen mit Francesco etwas länger bleiben.

Désirée ist von Beruf Kunstschmiedin und sie hat es in ihrer Passion schon recht weit gebracht. Vor kurzem konnte sie einen Laden am ‘Place du Tertre’ im Montmartre Quartier in Paris eröffnen. Der Laden zieht Touristen wie Einheimische gleichermassen an und er gilt für die Schickeria in Paris als Insider Tipp. Die Schmiedekunst von Désirée in Gold, Silber und Platin lässt sich wirklich sehen, und da sämtliche Kunstwerke Handanfertigungen und Einzelstücke sind, lassen sie sich auch entsprechend gut für teures Geld verkaufen.

Francesco, mit gleichen künstlerischen Genen ausgestattet, konnte sich ebenfalls nicht beklagen. Nach einer Schneiderlehre in Genua widmete er sich dem Modedesign zu. In einer renommierten Schule in Florenz eignete er sich hierfür das Handwerkszeug an. Schon kurz nach Abschluss seiner Ausbildung erhielt er eine Anstellung an einer ‘Haute Couture’ in Paris. Namhafte Persönlichkeiten – männlichen wie weiblichen Geschlechts – tragen in der Zwischenzeit seine Kleider. Die beiden, Désirée und Francesco, haben sich vor nicht allzu langer Zeit an einer Vernissage kennengelernt und sind ganz offensichtlich in einander verliebt.

Isabelle hatte sich bereit erklärt, für das Nachtessen besorgt zu sein. Sie wollte bewusst und der Jahreszeit entsprechend ein «rustikales» Menü wählen und sie entschied sich für eine ‘Saucisse de Toulouse’, eine Bratwurst, die nur in der Stadt Toulouse hergestellt wird und auch nur dort erhältlich ist, sofern sie das Gütesiegel “Label Rouge” trägt. Die Wurst wird aus Schweinefleisch hergestellt und wird gegrillt oder gebraten gegessen. Bernard hat die Würste von einem Bekannten erhalten, welcher ihn vor allem in der Winterzeit regelmässig damit bediente. Dazu sollte es frischen, grünen Lauch, verfeinert an einer Rahmsauce, und ein schmackhaftes ‘Gratin dauphinois’ geben. Den Wein zum Essen hatte Francesco mitgebracht und er hatte sich dabei nicht lumpen lassen. Ein Karton ‘Friularo’ DOCG, Jahrgang 2014, sollte die Gastgeber erfreuen.

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© 2021 Peter Baumgartner, Bern/Schweiz